8. Februar 2018
Altstätten – Das Hochwasserschutzprojekt Brendenbach Unterlauf und der Baulinienplan liegen vom 13. Februar bis 14. März öffentlich auf. Der Bevölkerung wird das Projekt am Donnerstag, 15. Februar um 19.30 Uhr im Sonnensaal vorgestellt.
Am 28. Juli 2014 haben intensive Niederschläge im Einzugsgebiet des Brendenbachs zu massiven Überschwemmungen im Stadtgebiet geführt. Die seitdem umgesetzten Massnahmen wie Erhöhung Kiesfang Obermüli, hydraulische Verbesserung beim Einlauf Durchlass Frauenhofplatz, provisorische Ufererhöhungen und überströmbare Brücken im Bereich Spangeln sowie das Alarmierungssystem haben sich beim Hochwasser am 2. September 2017 bewährt und noch grösseren Schaden verhindert. Die beiden Ereignisse haben eindrücklich aufgezeigt, dass am Brenden- und am Stadtbach erhebliche Schutzdefizite bestehen. Das bestehende Gerinne des Brendenbachs im Abschnitt vom Kiesfang Obermüli bis zum Frauenhofplatz vermag bei einem grösseren Ereignis die zu erwartende Wasser- und Geschiebemenge bei weitem nicht abzuführen. Beispielsweise müssen die Abflusskapazitäten bei den Brücken Halden und Mühlackerweg mehr als verdoppelt werden.

Hochwasserschutzprojekt liegt vor
Das Variantenstudium hat als Bestvariante zur Erhöhung der Abflusskapazität am Brendenbach einen Ausbau durch punktuelle Ausweitungen und Sohlenabsenkungen ergeben. Die bestehende Rampe vor dem Durchlass Frauenhofplatz wird eliminiert und weicht einem gleichmässigen Gefälle von der Brücke Mühlackerweg bis zum Einlauf des Durchlasses. Im gleichen Abschnitt findet eine Ausweitung der Sohlenbreite von heute zirka 3,5 auf 4,5 Meter statt. Die Sohlenbreite im Bereich der Brücke Mühlackerweg wird ebenfalls ausgeweitet, was einen Brückenneubau erforderlich macht. Der Abschnitt von der Brücke Mühlackerweg bis zur Brücke Halden genügt den Anforderungen an den Hochwasserschutz weitgehend. Es sind nur punktuelle Ertüchtigungen erforderlich. Im Bereich der Brücke Halden sind durch die erforderliche Sohlenabsenkung, die Anpassung der Kurvengeometrie und dem Neubau der Brücke markante Eingriffe vorgesehen. Der Abschnitt oberhalb der Brücke Halden bis zum Kiesfang Obermüli genügt den Anforderungen an den Hochwasserschutz. Es sind daher keine Massnahmen vorgesehen.

Nettokosten für die Stadt Altstätten
Die Kosten für das Hochwasserschutzprojekt Brendenbach Unterlauf belaufen sich gemäss Beitragsplan auf 3,135 Mio. Franken und werden durch Bund, Kanton, Schweizerische Mobiliar Genossenschaft, Bern und die Stadt Altstätten getragen. Die Schweizerische Mobiliar wird sich mit rund 300‘000 Franken an den Kosten beteiligen. Nach Abzug der Beiträge ergeben sich für die Stadt Altstätten Restkosten von 914‘000 Franken. Es ist vorgesehen, nach erfolgter Auflage des Hochwasserschutzprojektes Brendenbach Unterlauf und Bereinigung allfälliger Einsprachen, zeitnah eine Urnenabstimmung durchzuführen.

Gestaltung und Ökologie sind wichtige Projektbestandteile
Der Brendenbach ist heute, trotz vorhandenen Ufermauern, weitgehend naturnah gestaltet. Ein wichtiges Projektziel ist es, diese Vielfalt beizubehalten. Aufgrund der engen Platzverhältnisse und der Strömungsgeschwindigkeit im Hochwasserfall sind jedoch Ufermauern und eine Sohle aus Blocksteinen in Beton notwendig. Die Blocksteine werden so angeordnet, dass sich eine mäandrierende, möglichst natürliche Niederwasserrinne einstellen kann. Somit werden verschiedene Tiefen- und Strömungsverhältnisse gefördert. Zur Entwicklung von unterschiedlichen Bachlebensräumen werden wo möglich Böschungen und Übergangsbereiche mit standortheimischen Gehölzen bepflanzt. Um die Durchlässigkeit für Klein- und Kriechtiere zu gewährleisten, sind in steilverbauten Bereichen Kleintierwege geplant. Der Ausbau des Brendenbachs verbessert durch die Eliminierung der Absturzbauwerke den Lebensraum für verschiedene Tiere und Pflanzen im Siedlungsgebiet und wertet ihn auf.

Ziel des Gestaltungskonzeptes ist es, die baulichen Massnahmen des Hochwasserschutzes gut in den Stadt- und Landschaftsraum einzubinden und gleichzeitig den öffentlichen Raum aufzuwerten. Die steilen Betonufermauern im städtischen Bereich werden durch ihre Körnung und ihre Struktur ähnlich dem Nagelfluh ausgebildet. Mit ihren rauen Oberflächen sowie den unregelmässigen Faltungen, Rillen und Rippen integrieren sich die neuen Mauern besser ins Stadtgefüge und verstärken die visuelle Verbindung zum Wasser. Die Pflanzen und Tiere finden besseren Halt und eher Unterschlupf. Die Veränderung durch Hoch- und Niedrigwasser wird sichtbar. Der Brendenbachweg führt wie heute als Kiesweg entlang des Baches. Die neuen Brücken und die Ufermauern im Bereich der Brücken thematisieren einerseits die Dynamik des Baches und schaffen anderseits attraktive Aus- und Einblicke für Fussgänger.

Baulinienplan
Die eidgenössische Gewässerschutzgesetzgebung verlangt die Festlegung des Gewässerraums. Die Festlegung erfolgt durch einen Baulinienplan, der gleichzeitig mit dem Hochwasserschutzprojekt Brendenbach Unterlauf öffentlich aufgelegt wird. Rechtlich handelt es sich um zwei separate Auflagen.

Weitere Bachprojekte in Arbeit
Der Brendenbach Unterlauf ist Bestandteil eines Gesamtkonzeptes zur nachhaltigen Verbesserung des Hochwasserschutzes am Stadt- und Brendenbach. Das Projekt zur Instandsetzung der Sperren am Oberlauf wurde im letzten Herbst öffentlich aufgelegt. Derzeit werden die Einsprachen bereinigt. Mit der Realisierung soll anschliessend zeitnah begonnen werden. Ein wichtiges Schutzelement ist der neue Geschieberückhalt im Weidest. Die Planungsarbeiten zur Ausarbeitung des Bauprojektes werden im Februar durch den Stadtrat vergeben. Das Hochwasserschutzprojekt am Stadtbach wurde Ende Dezember beim Kanton zur Vorprüfung eingereicht. Die Rückmeldungen werden anschliessend in das Bau- und Auflageprojekt eingearbeitet. Das Stadtbachprojekt soll in diesem Jahr öffentlich aufgelegt werden.

Informationsanlass
Das Hochwasserschutzprojekt Brendenbach und der Baulinienplan werden allen Interessierten aus der Bevölkerung am 15. Februar im Sonnensaal Altstätten vorgestellt. Beginn des Anlasses ist um 19.30 Uhr. Die Projektverfasser werden das Projekt erklären und stehen gemeinsam mit Fachleuten der kantonalen Amtsstellen sowie dem Stadtrat für Fragen zur Verfügung.
Brendenbach während Hochwasser 2014
Brendenbach während Hochwasser 2014