Altstätten
853 wurde Altstätten erstmals urkundlich erwähnt als "villa nominata altsteti" (Hof genannt alte Stätte / Siedlungsstelle). Zur Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung verfügte das Kloster St. Gallen über Besitz in Altstätten. Um das Herrschaftsgebiet gegen die rechts des Rheines angesiedelten Grafen von Montfort zu sichern, befestigte wohl Abt Berchtold von Falkenstein den Hof Altstätten im 13. Jahrhundert mit einer Ringmauer, womit der Ort zur Stadt erhoben wurde. 1298 wurde Altstätten als "oppidum" (lat. Stadt) bezeichnet. Im Jahre 1444 fand sich bereits die Form "Altstätten".

Eine wirtschaftliche Blütezeit erlebte Altstätten im 18. Jahrhundert. Tatkräftige Familien erwarben sich mit dem Handel von Textilien einen soliden Wohlstand. Diesen Familien ist der Bau von barocken Prunkbauten und historischen Laubengängen zu verdanken, die heute noch das Bild der Altstadt prägen und reizvolle Zeitzeugen bilden.

Mit der Einweihung der Eisenbahnlinie durch das Rheintal im Jahr 1858 erhielt das wirtschaftliche Leben einen weiteren Aufschwung. Nach dem 1. Weltkrieg geriet die Stickereibranche in eine schwere Krise. Die Wirtschaft als Ganzes erholte sich erst nach dem 2. Weltkrieg. Heute ist Altstätten ein bedeutender Wirtschafts- und Unternehmensstandort mit beeindruckender Branchenvielfalt und Arbeitsplätzen in den Bereichen Gewerbe, Industrie, Handel, Dienstleistungen und Öffentliche Hand. Altstätten nimmt eine Zentrumsfunktion wahr und ist Standortgemeinde für verschiedene regionale Institutionen.

Kornberg, Gätziberg, Warmesberg
Im 13. Jahrhundert tauchen erstmals die Namen "Konrberc", "Gêcinberc" und "Warmansperc" in den Schriften auf. Diese Berggebiete befinden sich oberhalb von Altstätten an den Hängen und Hügeln, welche ans Appenzellerland angrenzen. Der Kornberg ist erreichbar über die Strasse, welche auf den Ruppen führt. Der Gätziberg und der Warmensberg sind über die Stossstrasse bzw. über die alte Stossstrasse zu erreichen. Auf dem Warmesberg stehen noch heute Teile von Festungen und Panzersperren aus dem 2. Weltkrieg.

Lüchingen
Dem Namen Lüchingen liegt der Personenname "Liucho" zugrunde, der zum germanischen Wortstamm "leuh" (Licht) gehört. 1303 ist erstmals von der "villa dicta Lüchingin" die Rede. Lüchingen war also damals bereits eine weiler- oder dorfähnliche Siedlung. In einem Schriftstück von 1423 wurde die bereits damals bestehende Zugehörigkeit von Lüchingen zu Altstätten erstmals schriftlich festgehalten.

Die Burg Neu-Altstätten wurde im Jahr 1375 erstmals zweifelsfrei erwähnt, das genaue Baudatum ist nicht bekannt. Die gut erhaltene Turmburg ist das Wahrzeichen von Lüchingen und thront noch heute - umrahmt von Reben - oberhalb des Dorfes. Vom Burghügel eröffnet sich ein wunderbarer Ausblick auf das Rheintal.

Gemessen an der Einwohnerzahl ist Lüchingen nach Altstätten der zweitgrösste Ort. Es hat sich in den letzten Jahren rege entwickelt von einem durch Handwerk und Landwirtschaft geprägten Ort hin zur beliebten Wohngemeinde für Familien. Der dörfliche Charakter ist ausgeprägt und mehrere Vereine tragen zu einem aktiven Dorfleben bei. Der Familienname Lüchinger ist übrigens ein typischer Familienname aus der Nachbargemeinde Oberriet und nicht etwa aus Lüchingen.

Hinterforst
Im 13. Jahrhundert ist erstmals von "hindirm Vorste" die Rede - der Ort, der aus Altstätter Sicht "Hinter dem Forst", also hinter dem geschützten, umhegten Wald liegt. Die alte Strasse zum Stoss wurde 1799 erbaut, löste den bisherigen Saumpfad ab und stellte die Verbindung nach Gais sicher. Der "Alte Zoll" erinnert an die ursprüngliche Funktion als Zollstätte neben der alten Stossstrasse.

Politisch besteht das Dorf Hinterforst aus zwei Teilen. Das Gebiet nordöstlich von Widenbach, Brandgasse und Rietstrasse mit Brand, Bächis und Krans gehört zur Stadt Altstätten, das Gebiet südlich zur Gemeinde Eichberg. Hinterforst ist ein ländliches Dorf, angelehnt an den Hangfuss, umgeben von grosszügiger Natur- und Rietlandschaft.

In Hinterforst wohnen rund 550 Einwohnerinnen und Einwohner. Die Hinterforster Kinder besuchen die Primarschule im Dorf. Die Oberstufenklassen absolvieren sie in Altstätten.

Lienz und Plona
Die Deutung des Namens Lienz ist umstritten. Die eine Interpretation sieht den Namen bereits in vorrömischer Zeit, die andere erst im Frühmittelalter. Das Kloster St. Gallen und seine Verwaltungsbeamten, die Meier von Altstätten, verfügten schon früh über Besitz und Rechte auf dem Kamor. Im Einfluss der klösterlichen Grundherren liegt ein wichtiger Grund für die Verbindung zwischen der Rhode Lienz und Altstätten, in den landwirtschaftlichen Interessen der Altstätter an den Kamoralpen ein weiterer. Die Zugehörigkeit der Exklave Lienz zum Hof Altstätten wurde im Jahr 1490 erstmals schriftlich geregelt und hält bis heute an. Bis weit ins 20. Jahrhundert wurde die Geschichte der Bewohnerinnen und Bewohner der Rhode Lienz hauptsächlich durch die Land-, Alp- und Waldwirtschaft geprägt. Bald aber kamen weitere Gewerbe und schliesslich Industriebetriebe hinzu.

Im 13. Jahrhundert wird Plona erstmals schriftlich erwähnt als "Valplanun". Der Name bedeutet ebenes Tal, flache Mulde. Diese Beschreibung ist treffend: Wenn man von den Anhöhen oberhalb des Weilers nach Nordosten blickt, erhält man einen schönen Blick in das ebene Tal, indem sich Plona befindet. Im Hintergrund glitzert der Rhein und die Vorarlberger Hügel und Gipfel.

Rund 440 Einwohnerinnen und Einwohner sind in Lienz und dem dazugehörenden Weiler Plona wohnhaft. Der Hohe Kasten bildet mit 1795 Meter über Meer den höchsten Punkt der politischen Gemeinde Altstätten und liegt auf Lienzer Boden. Vom Gipfel eröffnet sich ein wunderbares Panorama. Der Hohe Kasten ist von der Appenzeller Seite, ab Brülisau, mit einer Luftseilbahn erschlossen.

Zum Gebiet der Rhode Lienz gehören neben Plona auch Ober- und Mittelbüchel. Einen Besuch wert sind die beiden Kapellen in Lienz und Plona.

Hub, Kobelwies
Ebenfalls zum Gebiet der Stadt Altstätten gehören die beiden Weiler Hub (erstmals schriftlich erwähnt als "Huobarii") und Kobelwies ("Chobelwise").

Ortsgemeinde und Rhoden
Als Besonderheit weist Altstätten neben der politischen Gemeinde und fünf Schulgemeinden weitere Körperschaften auf. Die Ortsgemeinde entspricht den Bürgergemeinden oder Burgergemeinden anderer Kantone. Von den rund 11'500 Einwohnern sind ein Drittel gleichzeitig Ortsgemeindebürger und besitzen somit das Altstätter Bürgerrecht.

Abhängig vom Wohnort innerhalb der politischen Gemeinde gehört ein Ortsgemeindebürger zusätzlich einer Trattrhode und einer Holzrhode an. Ursprünglich bedeutete dies, dass ein Bürger der Trattrhode Weiderecht für sein Vieh hatte (Trattrechte) und in der Holzrhode Anspruch auf die Nutzung von Holz. Im Gegenzug hatte der Bürger seinen Beitrag zu leisten, sei es durch Arbeit oder Geld.

Die Ortsgemeinde und die Rhoden (Trattrhoden und Holzrhoden) verwalten teilweise beträchtliche Landbesitze und Vermögenswerte, sind mit eigenen Vorständen organisiert und der Aufsichtspflicht des kantonalen Amtes für Gemeinden unterstellt. Diese Körperschaften hatten früher eine grössere Bedeutung als heute, nehmen aber immer noch wichtige Funktionen ein.

Um 1850 verwalteten 18 Rhoden den Gemeinbesitz: zwei in Altstätten, zwei in Lüchingen, fünf am Kornberg, vier am Gätziberg und Warmesberg, drei in Hinterforst, Hub und Kobelwies sowie zwei in Lienz.
Heute gibt es noch sechs Rhoden, je eine in Lüchingen, am Gätzi- und Warmesberg, in Hinterforst, in Lienz und am Kornberg. Eine Rhode gibt es in Altstätten, die Rhode Stadt und Vorstadt. Die Rhode Kornberg ist aus einem Zusammenschluss der drei öffentlich rechtlichen Körperschaften am Kornberg entstanden. Seit dem 1. Januar 2013 existieren die drei zum Teil über 500 Jahre alten Rhoden (Holzrhode Kornberg, Trattrhode Kornberg, Trattrhode Vierhöfe) nicht mehr Einzel, sondern gestärkt in der Rhode Kornberg.
Mehr zu den Rhoden.

Quellen:

  • Aus der Geschichte von Stadt und Gemeinde Altstätten; Werner Kuster, Armin Eberle, Peter Kern; 1998
  • 500 Jahre Trattrhode Vierhöfe Altstätten 1495-1995; Ernst Freund; 1995
  • Die Rhode Lienz: Lienz, Plona, Ober- und Mittelbüchel; Werner Kuster (unter Mitarbeit von Moritz Ruppanner); 1995

 


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